Ausgabe September 2025

18.09.2025

Wer in diesen Wochen die neuesten Zahlen des DEHOGA liest, spürt die Sorgen der Branche deutlich. Im Juli 2025 sind die Umsätze im Gastgewerbe um rund neun Prozent zurückgegangen – ein herber Dämpfer, wo wir uns doch alle eine sommerliche Belebung gewünscht hätten. Viele Betriebe kämpfen mit steigenden Kosten und viele Gäste überlegen heute genauer, wofür sie ihr Geld ausgeben. So liegt spürbar ein Schatten auf einer Branche, die uns eigentlich Freude und Genuss schenken will.

Und dennoch: Die Gastronomie bleibt trotz aller Schwierigkeiten unverzichtbar. Sie ist weit mehr als die Summe von Speisen und Getränken. Sie ist ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen, lachen, reden, feiern – kurz: das Leben teilen. Restaurants, kleine Gaststuben, Kantinen und Mensen sind Herzstücke unserer Gesellschaft.

Genau hier setzen wir bei Paul M. Müller an. Wir sind bewusst breit aufgestellt und denken nicht nur an die klassische Gastronomie, sondern genauso an die Gemeinschaftsverpflegung. In beiden Bereichen zählt, dass gutes Essen bezahlbar bleibt – und genau darin liegt unsere Stärke. Mit unserem klaren Profil im preisbewussten Segment punkten wir bei Pizza, Pasta und Co. – mit unserer großen Auswahl an Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten und Feinkost. Es sind Produkte, die Menschen mögen, die sich wirtschaftlich kalkulieren lassen und die selbst in herausfordernden Zeiten Genuss ermöglichen.

So wie in den Gasthäusern und Kantinen der Republik Menschen zusammenkommen, wird das auch auf der Anuga passieren. Die Vorfreude in unserem Team ist groß, denn dort haben wir die Gelegenheit für echte Face-to-Face-Gespräche mit Kund:innen, Lieferanten und Partnern – Begegnungen, die mehr bewirken als jeder digitale Kontakt. Besonders freuen wir uns, dass in diesem Jahr neben unserem deutschen Team auch Kolleg:innen aus den Niederlanden und Österreich mit am Stand sein werden. Das macht uns nicht nur internationaler, sondern auch noch vielfältiger – ein klares Signal, dass wir für die Zukunft gerüstet sind.

Natürlich bleiben die Märkte schwierig, und niemand weiß, welche Herausforderungen die kommenden Monate noch bereithalten. Aber unser Ansatz ist klar: verlässliche Qualität, faire Preise und ein Team, das mit Leidenschaft bei der Sache ist. Ein gutes Beispiel dafür ist unsere neue Kollegin Christina Metzger, die nach dem Weggang von Eve-Florence Gölz unser Team im Einkauf verstärkt. Sie bringt frischen Schwung mit und wird viele von Ihnen persönlich auf der Anuga kennenlernen.

Mein Fazit? Ja, die Zeiten sind fordernd. Aber wir bleiben zuversichtlich, weil wir wissen, dass wir gemeinsam mit unseren Partner:innen Wege finden. Und weil wir überzeugt sind, dass am Ende nicht nur reine Zahlen zählen, sondern die Begegnungen von Mensch zu Mensch – sie sind das, was unsere Branche stärkt und langfristig stark macht.

Herzlichst,
Ihr Thomas Schneidawind

Tomaten:

Erträge in Südeuropa deutlich geringer

Die Tomatenernte in Südeuropa fällt in diesem Jahr deutlich schwächer aus als erwartet. In Italien waren Ende August rund 60 Prozent der Produktion abgeschlossen, etwa 40 Prozent standen noch aus. Die Ausbeute auf den Feldern liegt mit durchschnittlich 65 bis 70 Tonnen pro Hektar rund 10 bis 15 Prozent unter den üblichen Werten.

Erste Hochrechnungen ergeben für Norditalien zwischen 2,9 und maximal 3 Millionen Tonnen, für Süditalien zwischen 2,3 und 2,5 Millionen Tonnen. Insgesamt dürfte die italienische Produktion bei etwa 5,2 Millionen Tonnen liegen – deutlich weniger als die ursprünglich erwarteten 5,8 bis 5,9 Millionen Tonnen. Besonders angespannt ist die Lage bei Bio-Tomaten: Hier werden die Einbußen auf 25 bis 30 Prozent geschätzt. Viele bestehende Verkaufsverträge dürften nicht erfüllt werden können. Damit ist Bio-Ware bei Tomaten bereits im dritten Jahr in Folge knapp.

Aktuell gibt es vor allem in Apulien Schwierigkeiten: Nur geringe Mengen erreichen die Fabriken, und das zu sehr hohen Rohwarenpreisen. Dadurch können die Programme nicht wie geplant abgeschlossen werden, was die Produktionskosten erheblich in die Höhe treibt. Im Norden stellt sich die Situation etwas besser dar, doch auch hier wird der niedrige Ertrag pro Hektar – insbesondere bei Bio – bestätigt.

Auch in Spanien zeigt sich eine ähnliche Entwicklung. Statt der prognostizierten 2,7 bis 2,8 Millionen Tonnen wird nur mit 2,3 bis 2,4 Millionen Tonnen gerechnet. Die Ernte läuft voraussichtlich noch bis zum 25. bis 27. September, bei anhaltendem Regen auch länger. Das gilt allerdings als problematisch: Die Früchte können nicht bzw. nur verzögert geerntet werden, und die Fabriken geraten ins Stocken.

Etwas besser sieht die Lage in Portugal aus. Hier liegen die Erträge ungefähr im Rahmen der Erwartungen. Von den ursprünglich prognostizierten 1,4 Millionen Tonnen werden nun 1,3 bis 1,35 Millionen erwartet. Da die Portugiesen sehr spät gestartet sind (zwischen dem 10. und 15. August), muss im September noch mehr als 60 Prozent der Ernte eingebracht werden. Die Felder sehen zwar gut aus, doch auch hier könnte Regen die Abläufe empfindlich stören.

Und in der Türkei? Die Ernte ist geringer als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Der Preis für frische Tomaten ist recht hoch und liegt auf demselben Niveau wie in der EU, was den Verkauf von Tomatenprodukten für türkische Erzeuger in die EU erschwert. Die Fabriken laufen langsam und nutzen nur 50 bis 60 Prozent ihrer Kapazität. Die Nachfrage ist schwach. Bereits zu Jahresbeginn war klar, dass die Ernte deutlich niedriger ausfallen würde – in manchen Regionen sogar bis zu 40 Prozent unter Vorjahr. Spätere Pflanzungen konnten das Minus nicht abfedern. AMITOM rechnet offiziell mit 2,2 Millionen Tonnen, manche Quellen erwarten noch weniger. Hitzewellen haben die Ernte gebündelt, sodass die Saison im Hauptgebiet Bursa schon um den 20. September endet. In Konya läuft die Verarbeitung zwar noch bis Mitte Oktober, allerdings ebenfalls mit geringeren Volumina. Die Rohwarenqualität gilt insgesamt als gut bis durchschnittlich.

Für den Markt bedeutet das: Es bleibt vorerst ruhig. Verträge werden nur zögerlich abgeschlossen, da Käufer und Verkäufer die weitere Entwicklung abwarten.

Ein abschließender Blick nach China: Auch dort endet die Tomatenproduktion in rund zehn Tagen. Das Endvolumen auf Fässern dürfte bei unter 0,55 Mio. Tonnen liegen – nach 1,6 Millionen Tonnen im Vorjahr und einer Erwartung von 0,6 Millionen Tonnen zu Saisonbeginn. Damit bleibt die Ernte deutlich hinter den Prognosen zurück.

Sardellen:

Preisanstieg erwartet

Die Lage am Sardellenmarkt bleibt – wie schon in den vergangenen Monaten – angespannt. Die aktuellen Fangmengen liegen deutlich unter dem üblichen Niveau, weshalb Marktbeobachter mit steigenden Ursprungspreisen rechnen. Dank unserer vorausschauenden Disposition sind wir bei Paul M. Müller jedoch gut vorbereitet und können unsere Kunden weiterhin zuverlässig beliefern. Bitte beachten Sie, dass Sardellen auch in der Herbst- und Winterzeit ein kühlpflichtiger Artikel sind. Aus diesem Grund erfolgt die Lieferung ausschließlich mit Kühlfahrzeugen. Das entsprechende Merkblatt finden Sie hier. Bei weiteren Fragen stehen wir Ihnen selbstverständlich jederzeit gerne zur Verfügung.

Paprika und Peperoni:

Zwischen Preisdruck und Ernteproblemen

In der Türkei bleibt Paprika ein stabiler Artikel, der mehrfach und über einen längeren Zeitraum geerntet wird. Dennoch liegen die Preise aktuell über dem Vorjahresniveau. Zwar ist der Euro stark gegen die schwächelnde Türkische Lira, doch galoppierende Inflation und steigende Kosten – etwa für Leerdosen, Löhne und Energie – treiben die Gesamtausgaben in die Höhe. Positiver sieht es auf den Feldern aus: Die Paprikapflanzen zeigen sich weitgehend hitzeresistent und robust.

Bei Peperoni ist die Lage angespannter: Durch schnelleres Ausreifen und Verbrennungen verkürzt sich die Erntezeit, was die Rohwarenpreise um rund 20 bis 25 Prozent steigen lässt. Eine 5-Kilo-Dose Peperoni-Ringe kostete zuletzt 5,70 bis 5,80 Euro, aktuell liegt der Preis bei etwa 6,40 Euro. Ob diese Preiserhöhungen am Markt durchsetzbar sind, bleibt unklar, da etwa Ägypten deutlich günstiger anbietet.

In Ägypten ist der Peperoni-Markt jedoch aus Produktionssicht weiter angespannt: Hohe Sommertemperaturen und starker Schädlingsbefall belasten die Ernte. Vor allem Weiße Fliegen und Thripse – winzige Fransenflügler, die Blüten und Früchte schädigen – beeinträchtigen den Fruchtansatz, besonders im Freilandanbau. Hinzu kommen Wasserknappheit, steigende Bewässerungskosten und eine Versalzung der Böden, die die Qualität beeinträchtigt.

Während die Jalapeño-Ernte in Ägypten in dieser Saison erfreulich gut ausfiel, steht der Anbau von Lombardi-Peperoni unter besonderem Druck. Hitzewellen und unzeitiger Regen führten zu Ertragseinbußen, Probleme mit importiertem Saatgut zu lückenhaften Beständen. Viele Landwirte weichen zudem auf margenstärkere Kulturen wie Tomaten oder Gurken aus, sodass der Lombardi-Anteil weiter sinkt. Erschwerend kommen Arbeitskräftemangel in wichtigen Regionen sowie steigende Transportkosten hinzu.

Die Inlandsnachfrage wächst stetig, während im Export strengere Vorschriften gelten: Rückstandsgrenzen für Pflanzenschutzmittel, eine lückenlose Rückverfolgbarkeit der Ware und aufwändige Behandlungen nach der Ernte setzen die Produzenten zusätzlich unter Druck. Welche Auswirkungen diese Entwicklungen mittelfristig auf die Verfügbarkeit und Preise von Peperoni aus Ägypten haben werden, ist derzeit noch unklar. Wir berichten in den Food News weiterhin über das Thema und liefern aktuelle Einschätzungen.

Pfirsiche und Mandarinen:

Durchmischte Prognosen

In Griechenland neigt sich die Pfirsichernte dem Ende zu. Besonders bei den Bergpfirsichen („mountain peaches“) herrscht derzeit starker Wettbewerb, da viele Verarbeiter noch dringend Rohware benötigen. Die Preise liegen aktuell zwischen 35 und 45 Cent pro Kilogramm – schwierig für jene Packer, die ihre Ware zuvor zu niedrigeren Konditionen verkauft haben.

Die Erntemenge fällt in diesem Jahr geringer aus, endgültige Zahlen stehen noch aus. Auch qualitativ ist die Ausbeute schwach: Statt der kalkulierten 18 Kilogramm Rohware pro Karton werden teilweise bis zu 21 Kilogramm benötigt. Das bedeutet einen um 5 bis 10 Prozent höheren Rohwareneinsatz, was sich bei Kilopreisen von 35 bis 45 Cent deutlich im Endpreis niederschlägt.

Hinzu kommt, dass die Nachfrage nach Dosen-Pfirsichen in dieser Saison ohnehin geringer war. Produktion und Absatz haben sich dadurch zwar die Waage gehalten – doch sollte die Nachfrage in der kommenden Saison wieder anziehen, drohen leere Lager und Regale.

In der Türkei werden sich die Preisniveaus für Mandarinen voraussichtlich in den kommenden drei bis fünf Wochen abzeichnen. Die Rohwarenpreise sind noch nicht endgültig festgelegt, die Ernteerwartung ist jedoch gut. Erste Kontrakte dürften auf der Anuga verhandelt werden. Unser Experte sagt: „Ziel ist es, eine vernünftige Kalkulation zu erreichen – denn wer jetzt zu früh zu hoch einsteigt, riskiert Verluste.“ Aufgrund von Strafzöllen in China bleibe die Türkei ein attraktives Lieferland.

„Der Markt bleibt volatil. Ohne starke Partnerschaften wird es in Zukunft nicht gehen“

- Olaf Böhm
Olaf Böhm berät Unternehmen entlang globaler Lieferketten. Im Gespräch mit Paul M. Müller erklärt er, warum geopolitische Krisen, strenge EU-Vorgaben und Fachkräftemangel die Branche unter Druck setzen – und wie Digitalisierung und Co-Investitionen zur Überlebensfrage werden.

Herr Böhm, Ihre berufliche Laufbahn hat Sie um die halbe Welt geführt. Was waren die Stationen, die Sie besonders geprägt haben?
Nach meiner Ausbildung zum Speditionskaufmann zog es mich früh ins Ausland – erst nach England, dann nach Hongkong und Korea. In dieser Zeit war ich vor allem im Luft- und Seefrachtbereich tätig. Später ging es über Italien zurück nach Deutschland, wo ich viele Jahre als Geschäftsführer in einem Logistikunternehmen tätig war. Heute bin ich selbstständiger Berater – mit dem Ziel, meine Erfahrung weiterzugeben und Unternehmen in der Logistikbranche zu begleiten.

Wie steht es aktuell um den Seefrachtmarkt: Kehrt Ruhe ein oder bleibt es turbulent?
Aktuell ist es stabiler als direkt nach der Pandemie, aber von echter Ruhe kann keine Rede sein. Politische Spannungen, Handelskonflikte und neue Regulierungen sorgen weiter für starke Schwankungen. Wegen der Angriffe auf Handelsschiffe durch Huthi-Rebellen vermeiden viele Reedereien die Passage durch den Suezkanal. Die Schiffe werden über Südafrika umgeleitet. Das verlängert Transportzeiten, was vor allem für verderbliche Waren wie Lebensmittel eine große Herausforderung ist. Und: Es treibt die Kosten in die Höhe.

Können Sie uns konkrete Zahlen nennen?
Das Rote Meer wickelte vor der Krise rund 30 Prozent des globalen Containerverkehrs ab. Anfang 2025 umgingen bereits 85 bis 90 Prozent der Schiffe die Route durch das Rote Meer und fuhren stattdessen am Kap der Guten Hoffnung entlang – mit bis zu 20 Tagen längerer Transitzeit und rund 1 Mio. USD zusätzlichen Treibstoffkosten pro Reise.

Auch aus den USA kommt derzeit Unsicherheit. Spüren Sie das im Markt?
Absolut. Vor allem unter Donald Trump sind viele Entscheidungen völlig unberechenbar. Zölle von bis zu 70 Prozent werden quasi über Nacht verhängt – da ist die Ware oft schon unterwegs. Und wenn sich die Rahmenbedingungen mitten auf dem Wasser ändern, müssen Container zurück oder umgeleitet werden. Das ist nicht nur logistisch komplex, sondern auch extrem teuer – vor allem, wenn der betroffene Container ganz unten im Stapel liegt und erst alle anderen runtergehoben werden müssen.

Wie planbar sind internationale Lieferketten derzeit?
Lieferketten sind planbarer als während der Pandemie, aber von echter Stabilität sind wir noch weit entfernt. Flexibilität, Echtzeit-Transparenz und alternative Routenplanung sind heute zentrale Anforderungen im Supply Chain Management. Unternehmen, die auf eine engmaschige digitale Überwachung setzen, können schneller reagieren und Risiken besser steuern. Insbesondere die Hafenlogistik macht eine Planbarkeit der Lieferkette sehr schwierig. Es gibt große Kapazitätsengpässe bei der Hinterlandanbindung. Es fehlen Fahrer, aber auch spezielles Equipment wie Gensets*. Auch der Abfluss über die Bahn wird regelmäßig durch Gleisstörungen oder Schienenbauarbeiten negativ beeinflusst.

Haben sich die Preise inzwischen stabilisiert?
Nicht wirklich – es gibt weiterhin deutliche Schwankungen, insbesondere auf Asien-Europa-Routen. Politische Spannungen, etwa im Nahen Osten oder in der Ukraine, wirken sich ebenso aus wie neue Regulierungen, saisonale Effekte, Kapazitätsengpässe, das Verhalten großer Reedereien, Streiks, wie zuletzt in nordeuropäischen Häfen, und die CO₂-Abgabe. Hinzu kommen steigende Kosten durch technische Vorgaben – etwa beim Einsatz emissionsärmerer Treibstoffe. Der Umstieg ist teuer und in vielen Fällen wirtschaftlich kaum darstellbar. Nur eine Zahl dazu: Vor der Pandemie lag der Containerpreis etwa von Shanghai zu den nordeuropäischen Mainports bei durchschnittlich USD 1.400 per 20-Fuß-Standardcontainer (TEU). Heute liegt er etwa 20 Prozent höher.

Wie groß ist das Interesse Ihrer Kund:innen an klimafreundlicher oder CO₂-neutraler Logistik?
Nachhaltigkeit gewinnt massiv an Bedeutung, der Druck wächst spürbar: Kunden fordern CO₂-Angaben im Angebot und Nachhaltigkeit wird zum Wettbewerbsfaktor. Bei Frachtausschreibungen wird nicht mehr nur nach den günstigsten Preisen für den besten Service bewertet, sondern auch nach dem niedrigsten Emissionsausstoß bewertet. Aber sobald es ums Geld geht, zeigt sich die Realität – ist der grüne Anbieter teurer, fällt die Wahl oft trotzdem auf die günstigere Option. Am Ende zählt für viele eben doch der Preis, nicht die Umweltbilanz. Ein großes Problem ist die Loyalität der Kunden: Viele fordern grüne Flotten mit LNG-Antrieb – aber als die Gaspreise während der Energiekrise explodierten, war kaum jemand bereit, die Mehrkosten zu tragen. Viele Speditionen mussten ihre gasbetriebenen Fahrzeuge abstellen. Dennoch gibt es vielversprechende Ansätze: In den Niederlanden etwa fährt ein erstes emissionsarmes Containerschiff – finanziert gemeinsam von Spediteur und Kunde. Ohne solche Partnerschaften wird es künftig nicht gehen.

Sehen Sie noch weitere Fortschritte bei alternativen Antrieben?
Ja, insbesondere bei LNG-Antrieben. Die Nutzung von Methanol und die ersten Konzepte für wasserstoffbasierte Antriebe gewinnen an Bedeutung. Der Binnenhafenbetreiber Moerdijk Container Terminal (NL) hat für seine Bargeroute nach Rotterdam Binnenschiffe mit Elektroantrieb im Umlauf. Auch Windkraft wird – etwa durch Rotorsegel – wieder als ergänzende Technologie diskutiert. Allerdings stehen viele dieser Technologien noch am Anfang oder sind auf bestimmte Schiffsklassen beschränkt.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung in der Branche?
Eine zentrale. Ohne digitale Prozesse würde die Branche heute kollabieren. Track & Trace, automatisierte Abläufe, digitale Schnittstellen – nur so lässt sich das immense Volumen trotz Personalmangel überhaupt noch bewältigen. Trotzdem gibt es noch Potential nach oben, etwa bei der durchgängigen Integration von Zoll- und Dokumentenprozessen. Häfen wie Rotterdam oder Antwerpen haben eine sehr effiziente digitale Plattform, die eine effiziente Planung der Hafen- und Hinterlandlogistik erlaubt.

Wie beurteilen Sie die Zukunftsfähigkeit des Hamburger Hafens?
Hamburg bleibt ein zentraler Knotenpunkt, aber die Herausforderungen sind groß. Die Hinterlandanbindung ist lückenhaft, Wartezeiten von 40 bis 60 Stunden sind keine Seltenheit. In Sachen Digitalisierung hat Hamburg zwar aufgeholt, liegt aber immer noch hinter Rotterdam und Antwerpen. Das schlägt auf die Kosten und erhöht den Druck im internationalen Wettbewerb.

Kann Wilhelmshaven da eine Alternative sein?
Potential ist da, aber die Realität hinkt hinterher. Es fehlt an Infrastruktur und Anbindung. Hätte man den Hafen näher an die großen Wirtschaftszentren gelegt, wäre mehr drin gewesen. So bleibt Wilhelmshaven ein ergänzender Standort, aber kein ernstzunehmender Ersatz für Hamburg, Rotterdam oder Antwerpen.

Was sind für Sie die drängendsten Probleme der Branche?
Ganz klar: der Fachkräftemangel. In Regionen wie München oder Stuttgart ist es fast unmöglich, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden. Gleichzeitig nimmt die regulatorische Komplexität zu – etwa durch das sogenannte „Kassel-Gesetz“. Gemeint sind strengere EU-Regeln zur Kabotage*. Wir müssen meiner Ansicht nach Kabotagebestimmungen ändern oder abschaffen und endlich Transportunternehmen aus den baltischen oder südosteuropäischen Ländern frei in Hamburg, Antwerpen oder Rotterdam fahren lassen. Früher konnten ausländische Fahrer mehrere Transporte innerhalb Deutschlands übernehmen. Heute sind maximal drei Fahrten in sieben Tagen erlaubt – danach muss eine mehrtägige Pause eingelegt werden. Das macht die Planung deutlich komplexer und verteuert die Transporte spürbar.

Gibt es auch Lichtblicke, also echte Vorzeigeprojekte in der Branche?
Ja, aber viele stecken noch in der Pilotphase. Es gibt erste Ansätze, Leerfahrten zu vermeiden – etwa durch intelligenteren Containerumschlag. Auch alternative Antriebe in der Binnenschifffahrt machen Fortschritte. Aber klar ist: Ohne Kunden, die mitziehen und mitinvestieren, bleibt vieles Stückwerk. Allein kann der Dienstleister die Transformation nicht stemmen.

*Gensets = Abkürzung für Generatorenset – also ein Motor, der einen Generator antreibt und beispielsweise Strom für Kühlcontainer während des Transports zur Verfügung stellt, wenn keine externe Stromquelle vorhanden ist.

**Kabotage = Transport von Gütern innerhalb eines Landes durch ausländische Verkehrsunternehmen.

Zur Person: Olaf Böhm
Olaf Böhm ist ausgebildeter Speditionskaufmann und verfügt über fast 35 Jahre Erfahrung im internationalen Logistikmanagement. Seine Karriere führte ihn über knapp zwei Jahrzehnte durch verschiedene europäische Märkte – darunter Großbritannien und Italien – sowie nach Asien, insbesondere nach Hongkong und Südkorea. 2012 übernahm Böhm im Rahmen einer Nachfolgeregelung die Geschäftsführung eines Münchner Logistikunternehmens mit Fokus auf Lebensmittellogistik. Ein Jahr später wurde er Gesellschafter. In seiner elfjährigen Führungstätigkeit gestaltete er die organische Expansion des Unternehmens von zwei auf elf Standorte in acht Ländern maßgeblich mit – bei einem Umsatzwachstum von rund 80 auf knapp 300 Millionen Euro. Ende 2023 verkaufte Olaf Böhm seine Anteile. Heute begleitet er Unternehmen als Berater in strategischen Wachstums- und Transformationsprozessen – mit besonderem Fokus auf Logistik, Supply Chain Management und internationale Märkte. Sein Unternehmen sitzt in Aßling bei München. Weitere Infos: www.bo-log-consulting.com

Neuer Lager-Standort:

Umzug erfolgreich abgeschlossen

Nach vier intensiven Wochen im Juli und August ist es geschafft: Unser Umzug ins neue Lager bei der TST b2b GmbH in Neu Wulmstorf ist erfolgreich abgeschlossen. Insgesamt wurden rund 6.000 Paletten mit einem Gesamtgewicht von etwa 4.700 Tonnen in rund 200 LKW-Ladungen vom alten Lager an den neuen Standort transportiert. Alle Kunden wurden bereits per E-Mail über den neuen Lagerstandort informiert. Bei Fragen stehen wir selbstverständlich wie immer gerne zur Verfügung.

Früchtchen des Monats:

Christina Metzger

Mit frischem Blick und viel Leidenschaft für Lebensmittel übernimmt Christina Metzger die Nachfolge von Eve-Florence Gölz im Ein- und Verkauf bei Paul M. Müller. Sie bringt langjährige Expertise aus der Branche mit – und eine große Begeisterung für gute Produkte. Im Interview verrät sie, warum Lebensmittel für sie weit mehr sind als nur Ware und worauf sie sich bei Paul M. Müller besonders freut.

PMM: Christina, du bist seit Kurzem Teil des Teams bei Paul M. Müller. Was hat dich an der Lebensmittelbranche so gepackt, dass du ihr schon seit deinem 16. Lebensjahr treu geblieben bist?

Christina Metzger: Lebensmittel sind für mich einfach emotionale Produkte. Ich esse gerne, koche viel und beschäftige mich auch privat damit – das macht für mich den Unterschied. Würde ich Schrauben einkaufen, könnte ich das fachlich sicher auch, aber es wäre weniger Leidenschaft dabei. Bei Lebensmitteln steckt für mich Begeisterung und ein gutes Stück Emotion drin.

PMM: Erzähl uns ein wenig über deinen beruflichen Weg.

Christina Metzger: Ich habe eine Ausbildung zur Konditorin und Köchin gemacht und damit schon sehr früh den Einstieg in die Branche gefunden. Später habe ich mich kaufmännisch weitergebildet und viele Jahre im Einkauf gearbeitet. Diese Kombination aus Praxiserfahrung und kaufmännischem Know-how hilft mir heute enorm weiter.

PMM: Was genau machst du jetzt bei Paul M. Müller?

Christina Metzger: Ich bin im Ein- und Verkauf tätig – das heißt, ich beschaffe Produkte und verkaufe sie auch weiter. Der Verkaufsteil ist für mich neu, aber sehr spannend. Durch meine Erfahrung kann ich die Produkte gut einordnen. Wenn ich zum Beispiel „Dosentomaten“ lese, habe ich sofort Ideen, wie man sie verwenden kann. Ich denke immer mit: Wie setzen unsere Kunden dieses Produkt ein? Was kann man damit in der Küche zaubern? Diese Verbindung zwischen Produkt und Anwendung ist für mich besonders wichtig.

PMM: Was hat dich letztlich zu Paul M. Müller geführt?

Christina Metzger: Ich war vorher bei der Münchner Suppenküche und hatte schon damals Kontakt zu Paul M. Müller. Das Unternehmen ist mir sehr positiv in Erinnerung geblieben. Als ich mich neu orientieren wollte, habe ich Fabian Kretschmer angerufen – und so hat sich die neue Aufgabe ergeben. Alle im Team unterstützen mich. Das macht den Einstieg wirklich leicht und angenehm.

PMM: Worauf freust du dich in den kommenden Monaten besonders?

Christina Metzger: Auf alle meine neuen Aufgaben – und die Anuga! Für mich ist es spannend, unsere Lieferanten und Kunden persönlich kennenzulernen. In der Lebensmittelbranche sind Netzwerken und persönliche Kontakte enorm wichtig – und ich freue mich darauf, noch tiefer einzutauchen.

Oktoberfest:

Stimmung auf der Wiesn

O’zapft is! Das 190. Oktoberfest startet am 20. September und sorgt bis 5. Oktober für ausgelassene Stimmung in München. Natürlich lässt es sich auch das Team von Paul M. Müller als oberbayerisches Unternehmen nicht nehmen, mitzufeiern! Die Wiesn ist längst nicht mehr nur Hendl & Haxn – vegetarische und vegane Highlights boomen. Von Käsespätzle über Spinatknödel bis hin zu veganer Weißwurst und Sauerkrautstrudel: Schon 2024 wurden rund 123.000 vegetarische und 54.000 vegane Gerichte serviert – fleischlos ist also absolut im Trend. Das freut uns besonders, weil auch wir mit unserem Sortiment bei Paul M. Müller genau diese Vielfalt fördern – mit pflanzlichen Produkten, hochwertigen Gemüsespezialitäten und Feinkost. Alles für Genuss, der alle Geschmäcker vereint.

Anuga 2025:

Wir sehen uns in Köln!

„Sustainable Growth“ (auf Deutsch: Nachhaltiges Wachstum) lautet das Leitthema der Anuga 2025 vom 4. bis 8. Oktober – und wir sind mittendrin: Sie finden uns in Halle 2, Stand 19. „Nachhaltigkeit ist längst kein Nice-to-have mehr, sondern Treiber für Innovationen, Geschäftsmodelle und Verbraucherentscheidungen“, sagte Anuga-Direktor Jan Philipp Hartmann vor Kurzem im Interview mit leadersnet.de. Auf der größten und wichtigsten internationalen Fachmesse für Food & Beverage seien in diesem Jahr besonders im Fokus: vegane Innovationen und alternative Proteine. Von pflanzlichen Fleischalternativen bis hin zu neuen Proteinquellen wie Algen oder Pilzen zeigt die Messe, wie sich Ernährung neu erfinden lässt. Auch wir bringen unsere eigenen Ideen und Produkte mit. Vor allem aber freuen wir uns auf den persönlichen Austausch: Bekannte Gesichter treffen, neue Kontakte knüpfen und gemeinsam über die Zukunft der Food-Branche sprechen. Wir freuen uns, euch alle persönlich zu treffen – auf der Anuga 2025 in Köln, in Halle 2, Stand 19.

Obwohl wir die von uns beanspruchten Quellen als verlässlich einschätzen, übernehmen wir für die Vollständigkeit und Richtigkeit der hier wiedergegebenen Informationen keine Haftung.

PMM Community

Sie möchten uns eine Geschichte erzählen oder Erfahrungen aus der Branche mit uns teilen? Sie haben Feedback für uns? Fotos oder Stories? Wir möchten Sie einladen, den PMM-Marktbericht aktiv mitzugestalten, und wir freuen uns über jeden Beitrag, jede Anregung und jede Kritik. DANKE, dass Sie sich die Zeit zum Lesen genommen haben und ein Teil unserer PMM Community sind.

Ihr von Paul M. Müller

Marktbericht per Mail

Wir versorgen Sie mit frischen Branchen News und informativen Interviews - einfach Ihren Namen und E-Mail-Adresse eingeben und auf "Anmelden" klicken!

image/svg+xml

HIer gibt's die
Paul M. Müller
Food News

Wir versorgen Sie mit frischen Branchen News und informativen Interviews - einfach Ihren Namen und die E-Mail Adresse eingeben und auf "Anmelden" klicken!

Kontakt

Persönlich

erreichen Sie uns montags – freitags von 7:30 – 17:00 Uhr.