PMM: Herr Leise, wie sind Sie als Sternekoch zur veganen Küche gekommen?
Joshua Leise: Ich glaube, die Zeit ist reif dafür und die Nachfrage ist da. Wir hatten bislang immer ein „normales” Menü sowie ein daran angelehntes vegetarisches auf der Karte. Jetzt bieten wir zwei komplett unterschiedliche Menüs, bei denen sich nichts überschneidet, höchstens mal bei den Produkten.
Kann ein Sternekoch auf Hummer oder Bressehuhn verzichten?
Genau dadurch wird unsere Küche einzigartig. Wir verzichten auf die Produkte, die man überall auf der Welt bekommt. Uns macht es Spaß, den Gästen zu zeigen, was man beispielsweise aus einer Renke herausholen kann. Dieser Fisch ist nicht sehr bekannt und ich finde es spannend, damit einen Überraschungseffekt zu erzielen.
Wie wählen Sie Ihre Lieferanten?
Sie müssen Lust darauf haben, eng mit uns zusammenzuarbeiten. Im Januar haben wir mit einem Bauern einen Plan für das ganze Jahr 2023 erstellt, damit er weiß, was wann für uns produziert werden muss und in welchen Mengen. Das Hauptkriterium bleibt natürlich die Qualität der Ware. Welche Rolle spielt die Null-Kilometer-Küche? Wir fokussieren uns nicht komplett darauf, aber das, was auf den Teller kommt, sollte widerspiegeln, was die Region zu bieten hat.
Welches sind die Bestseller auf der Karte?
Wir haben keinen Signature Dish. Unser Menü wechselt regelmäßig und kein Gericht erscheint dort zweimal. Nur bei den Produkten gibt es Wiederholungstäter: Der Saibling gehört dazu, weil man ihn über einen langen Zeitraum sehr gut beziehen kann. Im Winter bieten wir auch Zander an. Ich arbeite gerne mit Süßwasserfischen – damit setzt man Akzente, denn das machen nicht viele.
Kommen wir noch einmal auf die plant-based-Küche zurück. Ist das nur ein Trend?
Nein, es ist mehr als das. Immer mehr Leute denken nachhaltig und wollen sich pflanzlich ernähren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das noch mal ändert. Wir zumindest planen auch für die nächsten Jahren mit veganen Menüs.
Im Dezember überraschte das Mural mit einem 89-Euro-„Wumms”-Menü. Was kommt als nächstes?
Ein Flower-Power-Menü im Rahmen des Flower-Power-Festivals, das ab März in München stattfindet. Dazu gibt es eine Führung durch das Muca-Museum, in dem wir untergebracht sind.
Woher kommen noch Inspirationen?
Häufig von den Produzenten und von den Produkten selbst. In unserer Küche soll das Produkt so unverfälscht wie möglich auf den Teller kommen. Die Frage also ist, wie bereite ich es zu, damit es nach dem schmeckt, was es ist? Inspiration kann auch ein Imbiss-Stand sein, wir hatten z.B. mal ein Köfte-Sandwich mit Zicklein-Fleisch von einem kleinen Bauern aus der Region.
Wie günstig kann ein Sternekoch kochen? Wäre ein Studenten-Menü für 69 Euro denkbar?
Ich glaube mit 89 Euro haben wir die Grenze des Kalkulierbaren erreicht. Trotzdem möchten wir auch jenen Gästen ein Angebot machen, die sich kein klassisches 4-Gang-Menü leisten können. Das ist machbar, wenn man auf bestimmte Luxusprodukte verzichtet.
Bieten Sie das 4-Gang-Wumms-Menü weiter an?
Ja, immer Dienstag bis Donnerstag, allerdings begrenzt auf zehn Plätze pro Abend.
Wie wird das Flower-Power-Menü aussehen?
Dieses Menü entstand gemeinsam mit dem Muca Museum. Es gibt ein 4-Gang-Menü inklusive Apero, Weinbegleitung und Amues Bouches. Alles weitere bleibt eine Überraschung. Das Komplett-Paket kostet 230 Euro und beinhaltet auch eine Führung durch das Museum mit der Inhaberin Steffi Utz.
Wir sind sehr gespannt und bedanken uns für das Gespräch.
Aus Platzgründen haben wir das Interview für den Marktbericht an einigen Stellen gekürzt. Das gesamte Interview mit Joshua Leise sowie viele weitere mit anderen spannenden Gesprächspartnern finden Sie ganz neu auf unserer Webseite unter Wissen > Interviews.