Johann Dettendorfer Spedition Ferntrans GmbH & Co. KG

„Wir wollen wachsen – speziell im intermodalen Segment. Hier sehen wir einen Bereich, in dem wir nachhaltig in die Zukunft schreiten können. Wir werden auf Dauer nicht alle unsere Transporte wie bisher auf der Straße abbilden können. Autonomes Fahren ist spannend und könnte ein Fokus in der Zukunft sein.“

– Johannes Dettendorfer
Wer mehr über die Firmengeschichte der Johann Dettendorfer Spedition Ferntrans GmbH & Co. KG erfahren möchte, muss tief in die Geschichtsbücher eintauchen. Der erste Eintrag in die Gewerberolle war 1825. Ein Transportdokument aus 1166 belegt, dass Wein an das Kloster Baumburg geliefert wurde. Heute ist Johannes Dettendorfer in der neunten Generation im Familienunternehmen tätig. Im Interview spricht er über die Partnerschaft zu Paul M. Müller, das Nadelöhr am Brenner und wie er zum Thema E-LKW steht.

PMM: 245 Zugmaschinen, 443 Auflieger, 636 Mitarbeitende: Wie schaffen Sie es, trotz Ihrer Größe, so persönliche Kontakte wie mit Paul M. Müller zu pflegen?

J. Dettendorfer: Uns sind die Kundenbeziehungen wichtig, wir legen den Fokus darauf, mit unseren Kunden persönlich zu sprechen – auch um den Markt zu erkennen.

PMM: Was zeichnet die Partnerschaft zwischen Paul M. Müller und Ihnen aus?

J. Dettendorfer: Sie ist ehrlich, transparent und zuverlässig. Wenn wir Ladungen gemeldet bekommen, dann sind diese zu 100 Prozent verladebereit und wir können diese übernehmen. Auch administrativ ist Paul M. Müller ein stabiler Partner für uns geworden.

PMM: Welche Werte sind Ihnen in der Zusammenarbeit wichtig?

J. Dettendorfer: Prinzipiell ist es uns sehr wichtig, dass die Kunden lösungsorientiert mit uns arbeiten und dass wir gemeinsam Lösungen schaffen. Dass LKWs ab und an zu spät kommen, weil sie im Stau stehen oder dass ein LKW nicht abgeladen werden kann – aus welchen Gründen auch immer –, ist immer ein Thema. Wichtig ist dann, dass man Lösungen sucht und findet. Das zeichnet eine gute Partnerschaft aus.

PMM: Wie schaffen Sie es, so flexibel zu bleiben, wie Sie es aktuell sind?

J. Dettendorfer: Wir schaffen sehr agile Arbeitsabläufe im Haus und halten kurze Kommunikationswege aufrecht. So bleiben wir anpassungsfähig.

PMM: Was sind Ihre großen Herausforderungen?

J. Dettendorfer: Zum einen ist es der Personalmangel, wie fast in jedem Bereich. Zum anderen schaffen politische Hürden wie etwa CO2-Besteuerungen oder Kostensteigerungen durch Mautanpassungen, die uns in den Weg gelegt werden einen Irrsinn an Arbeitsaufwand und an Kostenexplosion. Das, was uns der Staat auferlegt, müssen wir den Kunden weitergeben.

PMM: Wie stellen Sie Ihr Unternehmen zukunftssicher auf?

J. Dettendorfer: Wir setzen zum einen auf einen Speditions- und auf einen Logistikbereich, die gemeinsam stark
sind. Zum anderen auf den eigenen Fuhrpark, eigene Fahrzeuge und eigene Assets, mit denen wir unsere Kunden versorgen können. Mit zuverlässigen Partnern wie Paul M. Müller und einer Logistikwelt, die sehr groß ist und weiterwächst, bin ich positiv gestimmt. Nur ein Beispiel: E-Commerce mit Amazon. Das wird in vielen Bereichen noch weiter Einzug halten, hier stehen wir erst am Anfang.

PMM: Sie haben mehrere Standorte – warum ist das für Ihr Unternehmen wichtig?

J. Dettendorfer: Unsere Gruppe hat 13 Niederlassungen, bei der 14. Niederlassung sind wir in der Gründung. Das hat den Hintergrund, dass wir nah am Kunden sein wollen und müssen. In Bereichen, wo wir die Werkslogistik für Verlader mit begleiten, ist das unerlässlich.

PMM: Was passiert, wenn der Brenner ausfällt?

J. Dettendorfer: Dann wird die ganze Tragweite des Nadelöhrs ersichtlich. Hier müssen wir auf Wege setzen, die nicht auf die Brennerstrecke und die Europabrücke setzen. Wir setzen auf intermodalen Verkehr und auf die Verlagerung Straße – Schiene. Wir haben hier mehrere Projekte gestartet und fahren über den Brenner bereits auf der Schiene. Aktuell kann ich jedoch nicht vorhersehen, wie der Verkehr sich verlagert, wie die Mengenströme sich entwickeln und wie die Szenarien tatsächlich aussehen.

PMM: Demnach ist Schiene ein Thema für Sie?

J. Dettendorfer: Schiene ist für uns ein großer Baustein, auf den wir setzen. Bereits in den 1990er-Jahren haben wir umgeleiteten, kombinierten Verkehr betrieben und wir setzen seit Jahren auf dieses Steckenpferd und versuchen, unsere Kunden dafür zu begeistern. Man kann nicht das gesamte Volumen auf der Straße abbilden, man muss sich einen zweiten Weg offenhalten.

PMM: Wie stehen Sie zum Thema E-Mobilität?

J. Dettendorfer: Die E-Mobilität ist sehr schwer zu betrachten, speziell in unserem Segment. Wir sind nicht der Paketbote um die Ecke oder der Stückgut-Spediteur, der Fahrzeuge relativ einfach elektrifizieren kann. Wir brauchen Fahrzeuge in der schweren Klasse, in der Sattelzugklasse. Hier gibt es leider nur sehr, sehr wenige Hersteller, die uns das anbieten können. Die Ladeinfrastruktur ist noch nicht gegeben, als dass wir da aktiv werden können. Zukunft im Bereich der e-Mobilität sehen wir im Terminalbereich oder in den Vor- und Nachläufen, wo wir uns auch befinden und uns unter 300 bis 400 Kilometer Laufleistung per Tag bewegen.

PMM: Spüren Sie, dass Nachhaltigkeit in der Branche immer mehr gefordert wird?

J. Dettendorfer: Definitiv. Nachhaltigkeit ist ein riesiger Aspekt, wir sind sehr daran interessiert, unsere Transporte und unsere Strecken nachhaltig zu planen. In unserer eigenen Flotte verkehren wir mit Bio-Diesel und haben zudem das E-Fuel-Segment aufgenommen, das Thema HVO (hydrierte Pflanzenöle) begleitet uns.

PMM: Wie ist Ihre Frauenquote und wie sehr kann man eine Frauenquote in einer männlich dominierten Branche umsetzen?

J. Dettendorfer: Wir haben sehr viele Frauen mit an Bord, die Quote ist hoch, darauf sind wir sehr stolz. Das fördert auch die Zusammenarbeit. Im Fahrersegment ist leider unserer Frauenquote sehr niedrig. Die Umstände, die der Beruf im internationalen Fernverkehr mit sich bringt, z. B. die Parkplatzsituation, Rasthöfe sind in der Nacht überfüllt, Fahrer müssen auf verlassenen Industriegebieten ihre Pausen machen, schreckt viele Bewerberinnen auch ab.

PMM: Sie selbst sind Jahrgang 1995. Bringen Sie als junge Generation neue Impulse ins Unternehmen ein?

J. Dettendorfer: Ich bin sehr froh, dass ich in unseren Familienbetrieb einsteigen konnte. Wir leben vom Austausch, Wir haben fast täglich Meetings, in denen wir uns besprechen, was unsere Strategie ist und wie wir diese am besten abbilden können.

PMM: Welche Visionen haben Sie für Ihr Unternehmen?

J. Dettendorfer: Wir wollen wachsen – speziell im intermodalen Segment. Hier sehen wir einen Bereich, in dem wir nachhaltig in die Zukunft schreiten können. Wir werden auf Dauer nicht alle unsere Transporte wie bisher auf der Straße abbilden können. Wenn man allein die Verkehrsdichte durch München sieht. Oder eben den Brenner. Die Inntal-Blockabfertigung. Diese Hürden werden immer mehr. Wir versuchen den unbegleiteten Verkehr zu stärken. Autonomes Fahren ist spannend und könnte ein Fokus in der Zukunft sein. Wir haben auch schon ein autonomes Projekt begleitet, wir haben einen LKW testen können auf der Strecke Rosenheim – Kiefersfelden. Das hat prima funktioniert. Auch die Digitalisierung steht im Vordergrund. Wo wir allerdings in 15 Jahren stehen, vermag keiner vorherzusehen.

PMM: Nette Anekdote am Rande: Sie haben eine Betriebskapelle…

J. Dettendorfer: Das ist richtig. Die Betriebskapelle hat bereits mein Opa gegründet und sie ist heute noch sehr aktiv. Einmal im Monat spielt die Betriebskapelle im Hofbräuhaus, insgesamt sind es 50 bis 60 Events pro Jahr – meistens am Wochenende. Unseren Mitarbeitenden dient das als Ausgleich zum stressigen Speditionsgeschäft.

Zur Person:

Johannes Dettendorfer, Jahrgang 1995, ist in der Akquisition der Johann Dettendorfer Spedition Ferntrans GmbH & Co. KG tätig. Er absolvierte seine Ausbildung bei DB Schenker als Speditionskaufmann und machte an der DAV Bremen seinen Fachwirt in Logistik-, Material- und Beschaffungsketten-Management.

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