28/11/2024
Perspectief is een van die dingen. "Het is niet waar je naar kijkt, maar hoe je ernaar kijkt". Thomas Schneidawind opent ons laatste Food News met deze gedachten.
Während der Corona-Pandemie war die Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie vom Bund gesenkt worden. Wir haben mit Dr. Thomas Geppert vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern e.V. über die weitreichenden Konsequenzen gesprochen, wenn sie nun wieder erhöht wird.
Herr Dr. Geppert, am 1.1.2024 soll die Mehrwertsteuer in der Gastronomie bei Speisen wieder von 7 auf 19 Prozent angehoben werden. Welche Reaktionen haben Sie von Ihren Mitgliedsbetrieben erhalten?
Die Verunsicherung und die Sorgen sind sehr groß. Es wird zwar immer behauptet, die gesenkte Mehrwertsteuer sei ein Instrument, das in der Corona-Krise eingeführt wurde, aber es ist eine seit Jahrzehnten bestehende Forderung, eine immens wichtige, strukturelle Maßnahme, um dauerhaft die Vielfalt kleiner, familiengeführter Gastro-Betriebe zu sichern. Wir haben zwar die Pandemie hinter uns, aber wir spüren nach wie vor die Folgen: Die Energiepreise explodieren, der Wareneinsatz der Lebensmittel ist enorm, die Personalkosten steigen. Dazu kommt die Konsumzurückhaltung der Gäste, hier wird die Vorspeise weggelassen, da die Nachspeise geteilt. All das führt dazu, dass der Umsatz nachlässt. Dort wo der Umsatz noch gleich ist, ist der Ertrag in den Keller gesunden. Umsatz ist nicht gleich Gewinn – nur weil das Wirtshaus voll ist, heißt es nicht, dass der Wirt auch gut verdient. Gastronomiebetriebe müssen 6 Mal mehr Personal einsetzen, um auf den selben Umsatz wie der Einzelhandel zu kommen. Und nur mal zur Einordnung: 40 Prozent der Gastronomiebetriebe in Bayern haben weniger als 100.000 Euro Jahresumsatz.
Droht nun eine Pleitewelle?
Definitiv. Die Steuererhöhung ist so massiv, dass sie zur Existenzgefahr wird. Wir haben eine Umfrage unter unseren Mitgliedern gestartet und 7,2 Prozent der Betriebe müssten schließen – das sind 2.400 Betriebe. Und wer nicht schließen muss, muss Personal entlassen. Für mich ist es eine Milchmädchenrechung, wenn man sagt: Hoch mit der Steuer. Fehlende Einnahmen in der Gastronomie, Involvenzen und Arbeitslosigkeit kosten den Staat viel mehr.
Könnten Gastronomen die Erhöhung der Mehrwertsteuer über kostengünstigere Lebensmittel abfangen?
Nein. Die 12 Prozent müsste man 1:1 an die Gäste durchreichen. Der Wareneinsatz ist schließlich nur ein kleiner Prozentsatz des Verkaufspreises, der am Ende dasteht. Energie, Personal, Miete, Pacht, Investitionen in die Zukunft – all das spielt auch eine Rolle. Wir wollen Gastronomie für alle Gäste möglich machen, die Preissensibilität der Gäste ist aber da. Deshalb machen die meisten unserer Betriebe ohnehin eine Mischkalkulation, bei der es zumindest ein Gericht günstiger gibt.
Olaf Scholz hatte 2021 in Aussicht gestellt, dass die Mehrwertsteuer bei 7 Prozent bleiben könne. Ein leeres Versprechen?
Das ist richtig, Olaf Scholz hat das mehrfach zugesagt – davon gibt es auch Videos. Nun wird auf die Haushaltsberatungen verwiesen, die nach dem Sommer beginnen. Wir erwarten, dass unser Bundeskanzler zu seinem Wort steht. Auch der Bundesfinanzminister hat uns schriftlich bestätigt, dass er für die Entfristung der niedrigen Mehrwertsteuer sei. Er sagt aber, dass es andere Koalitionspartner anders sehen. Die Grünen waren dagegen, verweisen aber nun, dass es nicht ihre Zuständigkeit sei. So oder so muss eine schnelle Entscheidung her: Derzeit werden die Veranstaltungen für 2024 geplant. Wie wollen Sie denn kalkulieren, wenn Sie nicht wissen, ob es 7 oder 19 Prozent sind?
Gastronomen sind die eine Seite, Produzenten und Lieferanten wie Paul M. Müller die andere…
Auf jeden Fall. Was man verstehen muss: Wir sind eine notwenige, strukturelle Leitplanke und halten die regionalen Wertschöpfungskette beisammen. Wir sind Motor der regionalen Wirtschaft, wo sich andere Branchen schon zurückgezogen haben. Gastronomie, Produzenten, Lieferanten, Handwerk, das ist ein Kreislauf, der darf nicht zerstört werden.
Dass weniger Gäste kommen, ist ein Szenario. Geht damit auch ein Stück Lebensqualität verloren?
Auf jeden Fall. Der schönste Radweg ist doch nichts, wenn am Wegesrand kein Wirtshaus ist, in dem man einkehren kann. Solche Treffpunkte sind wichtig für die Gesellschaft. Gastronomie bedeutet Lebensqualität, das hat man in der Pandemie gesehen, als Betriebe geschlossen waren. Und nicht nur das: Wir sind systemrelevant, 447.000 Menschen sind in der Gastronomie erwerbstätig. Das sind mehr als bei Audi und BMW weltweit zusammen. Jeder 17. Erwerbstätige in Bayern ist im Gastgewerbe, das ist ein starkes Stück bayerische Wirtschaftskraft. Man muss sich überlegen: Wollen wir wie in Amerika Systemgastronomie an Hotspots geballt, oder wollen wir, dass Städte und ländliche Regionen durch individuelle Wirtshäuser vielfältig sind.
Lässt sich aus der Steuer, die angehoben wird, auch ein positiver Aspekt ziehen?
Wenn es einen positiven Aspekt gibt, dann, dass man sieht, wie wichtig ein Branchenverband wie die DEHOGA ist. Der Mittelstand besitzt eine unheimliche Kraft, aber wenn es nur viele, kleine Einheiten sind, dann ergibt es wenig Sinn. Wir müssen in der Summe auftreten, die vielen Stimmen müssen zentral gebündelt werden. Wir als Verband sind diese Schnittstelle und können nur dazu auffordern, dass möglichst viele mitmachen. Gemeinsam können wir viel bewegen.
Wie helfen Sie Ihren Mitgliedern?
Wir sind immer laut und in diesen Tagen ganz besonders. Grundsätzlich bieten wie vielfältige Aktivitäten an: Die Optimierung des Betriebes, Fachkräftesicherung, Ausbildung. Wir helfen bei rechtlichen Fragen und unterstützen bei allem, was es an Sorgen und Nöten gibt. Einmal pro Woche liefern wir ein Update – die Welt ist sehr schnelllebig geworden mit ihren Gesetzesänderungen und Neuerungen. Wir sind quasi das Rundum-Sorglos-Paket.